Interview mit China-Kenner Kurt Haerri zu unserem Verhältnis mit diesem Riesen­reich und dem Freihandelsabkommen

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24.03.2021 von Markus Eberhard
Landkarte, auf der die Schweiz und China sowie Japan hervorgehoben sind und über denen wechselwirkend Pfeile aufeinander gerichtet sind

Die NZZ führte ein interessantes Interview mit dem China-Kenner Kurt Haerri, der zehn Jahre für Schindler in China tätig war. Dies nachdem der Bundesrat die China-Strategie der Schweiz vorgestellt hat. Der Experte äussert sich zum Menschenrechtsdialog, zum Freihandelsabkommen und zur Investitionskontrolle.
Kurt Haerri war von 2006 bis 2014 Präsident der Handelskammer Schweiz-China und 10 Jahre lang für die Firma Schindler in China tätig. Derzeit ist er Vorstandsmitglied der Handelskammer Schweiz-China und verantwortlich für die MEM-Industrie.
Gemäss Bundesratspapier sollen rund 1000 schweizerische Unternehmen in Bereichen wie Maschinenbau, Dienstleistungen und Konsumgüter in China investiert haben. Auf die Frage, wie stark solche Investoren überhaupt mit ihrem Herkunftsland assoziiert werden, meint Haerri, dass die Swissness gerade im chinesischen Binnenmarkt einen sehr hohen Stellenwert hat. Und das bedeutend höher, als es vielen in China aktiven Schweizer Unternehmungen bewusst sei. Aus chinesischer Sicht stünde die Schweiz für Qualität, Zuverlässigkeit und Vertrauen. Für den Erhalt dieser positiven Attribute der Wahrnehmung müssten wir aber immer mehr kämpfen.
Auf die Frage der NZZ, ob er es als realistisch und zielführend ansieht, Menschenrechtsbedingungen auch in die angestrebte Modernisierung des Freihandelsabkommens einfliessen zu lassen, antwortet er mit einem klaren Nein. Gemäss Haerri wird dieses Anliegen bereits im bestehenden, im Jahr 2013 unterzeichneten Freihandelsvertrag angesprochen. Der Freihandelsvertrag ist für ihn der falsche Ort, dieses Anliegen noch stärker einzubringen. Das würde weder den Menschen in China noch den Schweizer Firmen helfen.
Der Journalist wollte wissen, was es an dem Freihandelsabkommen überhaupt zu modernisieren gibt bzw. wo er konkreten Bedarf sieht. Haerri geht darauf ein, dass mit dem Inkrafttreten des Freihandelsvertrags im Jahr 2014 beispielsweise in der Maschinenindustrie lediglich 28 Prozent der 2800 Zolltarifpositionen von den Zöllen / Zollabgaben befreit worden sind. Die meisten Kategorien wurden über die Jahre schrittweise abgebaut. So werden bis 2024 insgesamt 92 Prozent der Tarifpositionen vollständig von Zöllen befreit sein. Damit könne die Maschinenindustrie zufrieden sein. Handlungsbedarf gäbe es sicher bei den Finanzdienstleistern wie Banken und Versicherungen oder auch bei der Uhrenindustrie. Diese Branchen wären im Öffnungsfahrplan im Vergleich mit der Maschinenindustrie klar im Rückstand.
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Quellenangaben

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