In der sogenannten Aussenhandelsstatistik fassen die Staaten oder Staatenbunde die Zahlen zum grenzüberschreitenden Handel im Import und Export von Waren zusammen. Dienstleistungen werden dabei in der Regel nicht erfasst.
In der Schweiz wird diese Statistik vom BAZG (Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit) seit 1988 elektronisch erhoben und erfasst alle Angaben aus den Zollanmeldungen der Importeure und Exporteure und dabei insbesondere:
- Warenart nach dem schweizerischen Zolltarif Tares
- Warenmenge
- Warenwert
- Ursprungsland und Versendungsland (Import)
- Bestimmungsland (Export)
- Rechnungswährung
Durch zahlreiche Massnahmen, wie z.B. Kontrollen auf Plausibilitätsfehler, stellt das BAZG in den Zollsystemen dabei die Qualität der Daten sicher. Diese werden monatlich aggregiert und von ihr publiziert und für Dritte zugänglich gemacht. Das Bundesamt für Statistik (BfS) in seiner Funktion als öffentlich-rechtliche Organisation für die offiziellen Statistiken der Schweiz verwendet die Daten ebenfalls für die weitergehenden Analysen und Szenarien.
Diese Daten nutzen auch wir, um Ihnen als interessierte Importeure und Exporteure einige wertvolle Statistiken zur Verfügung zu stellen. Denn im Import von Waren in oder beim Export aus der Schweiz wird es immer wichtiger, den gesamtwirtschaftlichen Kontext im Auge zu behalten. Dabei sollen Ihnen unsere interaktiven Grafiken helfen. Dabei verwenden wir die Zahlen nach dem sogenannten “Total 1” oder dem “Konjunkturellen Total” gemäss Definition der Zollbehörde. Diese sind bereinigt um Werte, die die Gesamtbetrachtung tendenziell verfälschen, d.h. sie sind ohne den Handel mit Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten. Wir aktualisieren die Zahlen regelmässig, sobald das BAZG die letzten Zahlen publiziert und freigegeben hat.
1. Importe & Exporte der Schweiz
Übersicht im Gesamthandel
Die erste Grafik zeigt die Gesamtübersicht der Importe / Einfuhren in und Exporte / Ausfuhren aus der Schweiz.
Als Importe werden Waren gezählt, die in anderen Ländern als in der Schweiz produziert wurden. Darin enthalten sind:
- nebst den eigentlichen Produkten auch
- Fracht
- Versicherungen
- Transport
- Reisen
- Royalties
- Lizenzgebühren
- sowie andere Werte in der Information, im Handel sowie im Austausch von Privaten und des Staates.
Die Exporte umfassen die Ausfuhren von im Inland produzierten Gütern und Dienstleistungen in andere Länder der Welt. Darin enthalten sind
- die gleichen Werte wie bei den Importen
Nur so wird eine Vergleichbarkeit gewährleistet.
In der Grafik sind die aggregierten Exportzahlen über die Importzahlen gestellt. Diese Zahlenreihe stellt das BAZG auf ihrer Website seit 1997 zur Verfügung, wobei der Zeitraum in unserer interaktiven Grafik durch Sie selbst bestimmt werden kann.
Dank der Grafik sieht man schon auf den ersten Blick, dass die Schweiz praktisch jedes Jahr mehr exportiert als importiert. Die Ausfuhren sind also höher als die Einfuhren, was zu einem positiven Saldo der Schweizer Handelsbilanz über die letzten Jahre beigetragen hat. Dieser positive Saldo, auch Überschuss genannt, gilt als ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und speziell der Branchen, die zu diesem Handelsbilanzüberschuss beitragen.
Beim Betrachten der langfristigen Grafik kann man ausgezeichnet erkennen, dass der Warenverkehr in den letzten 30 Jahren, mit Ausnahme der Periode nach der Finanzkrise im Jahr 2008, eigentlich jedes Jahr gewachsen ist. Fast jährlich konnte die Schweiz neue Rekordwerte bei den Warenimporten und Warenexporten verzeichnen und dabei einen stetig steigenden Exportüberschuss vorweisen.
2. Exportstatistik
Entwicklung der Exporte Schweiz
Allen Unkenrufen und Widerwärtigkeiten zum Trotz konnte die Schweiz seit Beginn der elektronischen Aufzeichnungen im Jahre 1997 ihre Exporte von Waren praktisch ohne Unterbrüche stetig steigern. Selbst der letzte und massive Schock im Jahre 2015, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) entschied, den Mindestkurs gegenüber dem EURO wieder aufzuheben, worauf sich der Schweizer Franken in kürzester Zeit real um rund 13 Prozent aufwertete, konnte den Anstieg der Schweizer Exportgüter nur kurz bremsen. Gegenüber den Höchstständen vor der Finanzkrise im Jahre 2008 zum Beispiel, liegen die Warenexporte 30 % über den damaligen Rekordwerten.
Im Jahre 2018 konnte die Schweizer Exportindustrie Waren und Güter im Wert von rund 452 Milliarden Franken exportieren, was sich in der Exportstatistik eindrücklich zeigt. Im Vergleich zur gesamten Produktion der Schweiz ist das fast ein Drittel. Im internationalen Vergleich gehört unser Land damit zu den sehr stark verflochtenen Volkswirtschaften. Deshalb ist sie abhängig von der internationalen Wirtschaft, und umso wichtiger ist es damit, auf den Weltmärkten bestehen zu können.
Deshalb tauchen wir in den folgenden Grafiken etwas tiefer und gehen der Frage nach, woher der Schweizer Erfolg im Aussenhandel kommt.
2.1. Exporte nach Warengruppe
Ein erster interessanter Blick hinter die Kulissen vermittelt die Aufteilung der Exporte nach “Warengruppen”. Das Konzept der Warengruppen stammt von der UNO (International Merchandise Trade Statistics IMTS) und wurde international definiert, damit die verschiedenen Volkswirtschaften miteinander vergleichbar sind. Als Basis für die Warengruppen dienen dabei die Zolltarifnummern, die bei jeder Warenbewegung über die Grenze der Zollbehörde gemeldet werden müssen.
Die Warengruppen ermöglichen die Betrachtung in übergeordneten (Branchen)-Kategorien (z.B. Nahrungsmittel, Chemie, etc.) und sind damit viel einfacher zu interpretieren als auf der detaillierten Zolltarifebene.
Die Statistik Export nach Warengruppen erlaubt Ihnen die Identifizierung der Gruppen (und damit indirekt der Branchen), die in dem von Ihnen gewählten Zeitraum Ihren Anteil an den Exporten steigern konnten oder verloren haben.
Klickt man sich durch die einzelnen Warengruppen / Branchen wird schnell klar, dass das Exportwachstum und damit die positive Handelsbilanz vor allem aus der Pharmabranche stammt. Seit Jahren exportieren die in diesem Bereich tätigen Firmen massiv mehr und sind nun schon für mehr als ein Drittel der hiesigen Ausfuhren verantwortlich. Die Pharmaindustrie mit ihrer Exportstärke ist somit das Zugpferd par excellence. Dabei verdecken die Zahlen dieser Industrie, dass es in anderen Branchen weit weniger gut läuft – und das schon seit Jahren. Manche Ökonomen sprechen deshalb bereits von der “Holländischen Krankheit“, die unsere Volkswirtschaft erfasst hat. Damit ist die einseitige Abhängigkeit einer Volkswirtschaft von einem Exportsektor gemeint, die negative Folgen für andere Branchen nach sich ziehen kann.
Insbesondere die Stagnation oder sogar Schwäche der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), welche vor dreissig Jahren noch ein ähnliches Exportgewicht hatte wie der Pharmasektor heute, verfolgen Beobachter mit kritischen Augen. Denn in diesen Branchen gibt es viel mehr Arbeitsplätze als in der Pharmaindustrie und eine weitergehende Schwächung könnte gravierende Folgen auf die Arbeitslosenquote haben.
Ganz klare Verlierer in Bezug auf die Exportvolumen befinden sich die Papier- und grafischen Erzeugnisse sowie die Haushaltapparate. Deren Hersteller sind in den letzten Jahren entweder eingegangen oder haben ihre Produktionsstätten ins billigere Ausland verlegt. Ebenfalls dazugehören würden wohl die Exporte von Textilien, Bekleidung und Schuhen, da es zahlreiche einst bekannte Marken nicht mehr gibt hierzulande. Doch da der Warenverkehr dieser Produkte über die zahlreichen ausländischen Onlinehändler (wie Amazon oder Aliexpress) floriert, fliessen auch die zahlreichen Rücksendungen in die Exportstatistik ein und verfälschen damit leider das Bild.
2.2. Exporte nach Handelspartner
Der zweite vertiefte Blick nach den Ursachen des Exportwachstums in den letzten Jahren richtet sich nach dem “Handelspartner”. Damit ist im Zusammenhang mit der Aussenhandelsstatistik ein Staat oder Staatenbund gemeint, der mit einem anderen Handel treibt.
Den Betrachtungszeitraum können Sie auch hier wieder frei wählen und so die Entwicklungen im Zeitraffer verfolgen.
Auch hier reichen ein paar Klicks, um herauszufinden, welche Handelspartner bzw. Länder in den letzten Jahren zum Exportwachstum beigetragen haben: Die USA und China sind die Exportmärkte, die am meisten zugelegt haben.
Währenddem sinkt der Anteil der Schweiz Exporte in die EU seit Jahren. Insbesondere zu beachten ist, dass die USA bald unseren während Jahrzehnten wichtigsten Handelspartner Deutschland überholen werden. Wir vermuten, dass dies im Jahr 2020 der Fall sein wird, wo mehr Exportsendungen in die Vereinigten Staaten gehen werden als zu unserem nördlichen Nachbarn.
2.3. Exporte nach Kantone
3. Importstatistik
Importe Schweiz
In den folgenden Grafiken werden wir uns den Importstatistiken der Schweiz widmen.
3.1. Importe nach Warengruppe