Erster Prototyp für verein­fachten Warenver­kehr vom BAZG vorgestellt

Im Rahmen des Projekts DaziT an der Südgrenze Chiasso-Brogeda

Allgemein
24.10.2022 von Markus Eberhard
Weltkarte, bei der über der Schweiz ein Wappen mit der Schweizer Flagge zu sehen ist

Im Rahmen des umfassenden Transformationsprogramms DaziT des BAZG (Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit) hat die stellvertretende Direktorin Isabelle Emmenegger am letzten Freitag einen wichtigen Teil des neuen Prozesses vorgeführt. Allerdings erst für Transitfahrten aus Italien, doch das am grossen Grenzübergang Chiasso-Brogeda, an dem täglich 3000 Lastwagen die Grenze überqueren. Ebenfalls eingeführt worden seien die neuen Verfahren beim Grenzübergang in Stabio / Gaggiolo.

Die sichtbare Neuerung besteht darin, dass auf einer Spezialspur Camions an den kleinen Zoll-Hochkabinen im Schritttempo vorbeifahren, ohne anzuhalten. Dies im Gegensatz zu den bisherigen Normalspuren, wo die LKWs stoppen und der Fahrer durchs Fenster dem Zollbeamten die Papiere aushändigt. Diese vereinfachte und schnellere Warenabfertigung am Zoll vollzieht sich dank neuer Infrastruktur und Softwareanwendungen und wurde bereits im 2019 ein 1. Mal in einem YouTube-Video vorgestellt. Wer die «Activ» – bzw. «Periodic» -App vor dem Grenzübertritt benutzt, kann durchfahren und spart so beträchtlich Zeit.

Denn bisher läuft es so, dass die Fahrer ihren Camion auf dem Parkplatz abstellen und die Versandpapiere im grossen Zollhaus am Schalter vorweisen müssen. Nachdem der Fahrer zurück in seinem LKW ist und an der Hochkabine vorfährt, erfolgt noch ein letzter Check. Dieses Prozedere kann zwischen fünfzehn Minuten und einer Stunde dauern. Die Zeitersparnis dank dieses neuen Verfahrens sollte in jeder Hinsicht positive Effekte auf die Transportfirmen und deren Kunden haben. Ein Teil dieser Einsparungen soll beitragen, dass die Wirtschaft jährlich 125 Millionen Franken einsparen könnte gemäss den veröffentlichten DaziT-Projektzielen.

Wie im Video dargestellt, ist der neue Ablauf so, dass der Chauffeur vor der Anfahrt an den Grenzübergang mit einer App seine Transitdokumente scannt. Dadurch werden die Waren- und Transportanmeldungen, die online erfolgt sind, miteinander verknüpft. Wenn der LKW sich in der Folge dem Schweizer Grenzübergang nähert, wird per GPS eine Meldung an den Schweizer Zoll ausgelöst. Diese setzt eine automatische Risikoanalyse in Gang. Aufgrund der Ergebnisse wird der Lastwagen näher untersucht oder aber ohne weitere Kontrolle über die Grenze gelassen.

Die Alltagstauglichkeit des Pilotprojekts in Chiasso steht allerdings noch aus: Denn einerseits geht es im Moment es nur um Transitfahrten, welche aber einen beträchtlichen Teil des Warentransports in Chiasso ausmachen. Andererseits betrifft es lediglich den Verkehr Italien – Schweiz. In dieser Verkehrsrichtung ist eigentlich beim Ausgang von der EU (Italien) in die Schweiz keine Abfertigung vorgesehen und der nur im Süden vorkommende  «Laufzettel» war eine unnötige Bürokratie. Aktuell geht das BAZG davon aus, dass die neuen Verfahren schweizweit an 12 – 15 Grenzübergängen eingeführt werden können.

Quellenangaben