10 Jahre Freihan­dels­ab­kommen Schweiz-China

Positive Bilanz von Forschenden der beiden Länder

Compliance
03.12.2023 von Markus Eberhard
Weltkarte, auf der CH und CN sowie JPN hervorgehoben sind und über denen wechselwirkend Pfeile aufeinander gerichtet sind

Man glaubt es kaum, aber es ist tatsächlich schon zehn Jahre, seit das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China abgeschlossen wurde. Es wurde in der Schweiz allerdings hart bekämpft. Doch allen Argumenten der Gegner zum Trotz, sprach sich das Parlament klar für den Freihandel mit Peking aus. Am 6. Juni 2013 wurde das Abkommen abgeschlossen, rund ein Jahr später trat es in Kraft. Es war das erste Freihandelsabkommen eines kontinentaleuropäischen Landes mit diesem Riesenreich und das ohne Einschränkungen, die den Schutz der Menschenrechte berücksichtigt hätten.

Die Schweiz hat von diesem Entscheid profitiert. Und das offenbar sogar mehr als China. Das zeigt eine neue Studie von Forschenden der Universität St. Gallen und der University of International Business and Economics (UIBE) in Peking. Diese haben die Wirkung des chinesisch-schweizerischen Freihandelsabkommens evaluiert («Sino-Swiss Free Trade Agreement Report – 2023 Evaluation Report»). Dies zum zweiten Mal und in Zusammenarbeit mit dem Shanghai Customs College (SCC).

Nach zehn Jahren in Kraft ist der Abbau von Zöllen / Zollabgaben auch auf chinesischer Seite fast vollständig abgeschlossen. Schweizer Unternehmen haben damit grossen Spielraum für Zolleinsparungen. Ob sie diesen auch nutzen, untersucht das schweizerisch-chinesische Forschungsprojekt. Für die Schweizer Exportindustrie ist das Freihandelsabkommen mit China das bei Weitem wichtigste ausserhalb Europas.

Auf der Basis von Zolldaten untersucht der «Sino-Swiss Free Trade Agreement Report – 2023 Evaluation Report» zum zweiten Mal nach 2018, welche Effekte das Freihandelsabkommen für die Wirtschaft in der Schweiz und in China hat. Der jüngste Bericht zeigt, dass Schweizer Exporteure das SSFTA erfolgreich nutzen, mit einer Nutzungsquote, die in den letzten fünf Jahren um 13 % auf 71 % gestiegen ist. Im Jahr 2022 erzielten Schweizer Unternehmen so effektive Einsparungen von 220 Millionen US-Dollar (USD), verglichen mit 70 Millionen USD im Jahr 2018.

Einige interessante Aspekte aus diesem Report:

  • Viele Schweizer Produkte sind in China dank SSFTA zollfrei, so z.B. Armbanduhren, Kaffee und Kaffeemaschinen, Gebäck und Süssigkeiten sowie Käse.
  • Die Uhrenbranche profitiert mit über 130 Millionen USD Einsparungen jährlich am meisten vom Freihandelsabkommen, gefolgt von der MEM-Industrie, die mehr als 60 Millionen USD spart. Auch der Chemie-, Textil- und Lebensmittelindustrie bringt das Abkommen Vorteile.
  • Die Schweizer Schokoladenexporte nach China sind in den vergangenen 10 Jahren stark gewachsen und haben sich auf über 3000 Tonnen pro Jahr mit einem Wert von über 30 Millionen CHF mehr als verdreifacht. Zwei Drittel dieser Exporte sind dank SSFTA-Nutzung zollfrei.
  • Schweizer Produzenten erzielen durch den Export von Schweinefüssen und -ohren nach China jährliche Einsparungen von etwa 1 Million USD.

Allerdings ist es nicht immer möglich, sämtliche Zollabgaben zu vermeiden. Dies kann aufgrund von Versandvorschriften, komplexen Formularen, begrenztem Wissen sowie Verzögerungen auftreten. Die geschätzte jährliche Summe der noch zu zahlenden Zölle auf Schweizer Produkte beläuft sich auf etwa 200 Millionen USD. Hier liegt ungenutztes Potenzial.

In die andere Richtung verzeichneten chinesische Exporteure im Zusammenhang mit dem SSFTA in den vergangenen Jahren eine weitgehend stabile, leicht rückläufige Nutzung von 42,2 % auf 39,3 %. Als Folge zahlen chinesische Exporteure und Schweizer Importeure von chinesischen Waren nach wie vor über 400 Millionen CHF an jährlichen Zollabgaben.

Die Schweiz und China planen trotz dieses Erfolges seit Längerem eine Weiterentwicklung des Abkommens. Nachdem die Gespräche lange auf Eis gelegen hatten, wird nun offenbar wieder Anlauf genommen. Der «Handelszeitung» sagte die SECO-Staatssekretärin Helene Budliger-Artieda im September, dass sie den Auftrag hätte, neue Verhandlungen zu führen. Und sie hoffe, dass sie noch dieses Jahr damit starten könne.

Das Freihandelsabkommen mit China behandeln wir aufgrund seiner Wichtigkeit für Schweizer Exporteure auch in unserem Seminar & Webinar Präferenzieller Warenursprung.