Chefin von Zollgewerkschaft Garanto geht per sofort
Gewerkschaftspräsidentin Sarah Wyss tritt überraschend per Mitte Juli ab
Das BAZG (Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit) und die damit verbundenen Organisationen kommen weiter nicht zur Ruhe. Nun wurde bekannt, dass Garanto, die Gewerkschaft des Zollpersonals, einen unerwarteten Abgang an der Spitze zu vermelden hat. Per Mitte Juli 2023 verlässt die Zentralpräsidentin Sarah Wyss (SP) die Gewerkschaft, obwohl sie das Amt erst vor anderthalb Jahren übernommen hat.
Gemäss der Garanto-Medienmitteilung ziehe sich die Basler SP-Nationalrätin «nach Differenzen mit dem Zentralvorstand über das weitere Vorgehen und über die Einschätzung der Transformation im Rahmen des Projekts DaziT» zurück. An ihrer Stelle übernehmen vorerst die bisherigen Vizepräsidenten.
Wyss ihrerseits wandte sich in einem offenen Brief an die Gewerkschaftsmitglieder und begründet darin, weshalb sie ihr Amt nach so kurzer Zeit zurücklegt. Es stehe eine Phase an, in der sich der Zentralvorstand mehr Härte und Vehemenz wünsche, schreibt Wyss. «Dieser konfrontative Kurs ist nicht meiner und ich halte ihn auch nicht für zielführend.»
Man muss ihr attestieren, dass sie zahlreiche prägende Auseinandersetzungen während ihrer Amtszeit zu bewältigen hatte, über die wir in dieser News-Sektion oft geschrieben haben. Dazu zählen unter anderem:
- Die Person des umstrittenen Ex-Zolldirektors Christian Bock
- Diskussionen um den Sozialplan
- Das neue Zoll-Berufsbild mit der Vereinbarung zum Waffentragen
- Das neue Zollgesetz
Im offenen Brief schreibt Wyss weiter, dass sich die Sozialpartnerschaft in den letzten Monaten in eine positive Richtung entwickelt habe. Sie sei im Gegensatz zum Zentralvorstand überzeugt, auf diesem Weg «am meisten für die Anliegen der Mitarbeitenden tun zu können.» Aus meiner Sicht das Wichtigste ist die folgende Passage: «Die künftigen Herausforderungen werden gross sein». So seien für die kommenden Jahre einschneidende Sparmassnahmen beim Bund geplant, die Zollgesetzesrevision und mögliche Anpassungen im Bereich des Berufsbildes stellten weitere schwierige Aufgaben dar.
Anscheinend sind dies Aufgaben, die Frau Wyss angesichts des Wunschs des Zentralvorstands nach einem härteren Stil nicht selber übernehmen will. Der Konflikt um das richtige Auftreten der Zollgewerkschaft gegenüber dem Bund tritt nicht zum ersten Mal zutage. Bereits unter dem Vorgänger von Wyss, dem früheren SP-Parteichef Christian Levrat, wünschte sich ein Teil der Gewerkschaftsbasis ein forscheres Auftreten.