Erfahrungsbericht eines exportierenden UK-Betriebs nach 3 Jahren Brexit
Augenschein beim Brennofen-Fabrikanten AJ Wells & Sons, Isle of Wight
Vor drei Jahren war um diese Zeit der Brexit schon vollzogen und das Geheule war auf allen Seiten gross, v.a. bei den unterlegenen BREXIT-Gegnern. Auch Schweizer Exporteure mussten sich entsprechend auf diesen Austritt des UK aus der EU anpassen, weil das bisherige Freihandelsabkommen Schweiz-EU durch ein neues Abkommen Schweiz-GB abgelöst wurde. Doch in diesem Beitrag soll es für einmal nicht um die Schweizer Sicht gehen, sondern um die eines Betriebes im UK, genauer gesagt auf der Isle of Wight (eine der Südküste Grossbritanniens vorgelagerte Insel).
Die NZZ hat dort beim Familienbetrieb und Brennofen-Fabrikanten AJ Wells & Sons einen Augenschein genommen, wie sich dieses mittelständische Unternehmen in der Zwischenzeit mit den geänderten Gegebenheiten arrangiert hat. Nachdem die Firma kurz nach dem Brexit in Turbulenzen gestürzt war, hat sie sich jetzt abgefunden und neue Lösungen und Wege gefunden, um v.a. mit dem Zollwesen zurechtzukommen. Und wenn man den Ausführungen des Chefs des Betriebes folgt, so geht es dort mittlerweile wie in einem Schweizer Exportunternehmen zu: Es gibt für die wichtigen Länder zugewiesene Tage, wie z.B. der «Frankreich-Tag» als der NZZ-Journalist vor Ort war. Dies vor allem wegen der Zollbürokratie und der damit zusammenhängenden Exportabwicklung. Was zuerst mühsam war, hat am Ende aber sogar zu tieferen Transportkosten geführt.
Für AJ Wells & Sons war es ein Segen, dass das Brexit-Freihandelsabkommen zwischen Grossbritannien und der EU in letzter Minute abgeschlossen wurde und so die Einführung von Zöllen / Zollabgaben verhindert werden konnte. Gleichwohl gab es viel Arbeit für britische Exporteure, die sich fortan intensiv mit den ganzen Zollformalitäten vertraut machen mussten. Ebenso musste sie für ihre Produkte die Nachweise für die EU-Sicherheits- und -Gesundheitsvorschriften organisieren. Trotz aller guten Vorbereitungen im Vorfeld brach Anfang 2021 das Chaos trotzdem aus.
Vor dem Brexit waren für fünf Prozent aller Lieferungen von AJ Wells & Sons Zollformalitäten nötig. Heute liegt dieser Anteil bei 35 Prozent. Darum musste die Firma die Zahl der Angestellten in der Buchhaltung verdoppeln, was die Firma schultern konnte. Rückblickend meint Wells, dass das Chaos immerhin die Handelsexpertise insgesamt verbessert und die Firma widerstandsfähiger gemacht hat. So wie viele unserer Kunden, die sich in diesem internationalen Umfeld hervorragend behaupten und sich eine grosse Expertise aufgebaut haben! Ein Schlüssel dazu ist eine fortlaufende Fortbildung, wie wir sie mit unserer Weiterbildung im Zoll anbieten.