Reportage zu Unsicher­heiten beim Zollper­sonal wegen DaziT-Reorganisationsprojekt

Berufsbild der Zollbeamten verändert sich, da es dem der Grenzwächter angepasst wird

Allgemein
29.03.2022 von Markus Eberhard
Weltkarte, bei der über der Schweiz ein Wappen mit der Schweizer Flagge zu sehen ist

Der Umbau der ehemaligen Eidg. Zollverwaltung (EZV) hin zum BAZG (Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit) im Rahmen des Projekts DaziT verunsichert zahlreiche ehemalige Zollbeamte. Wie wir in diesem Newsbeitrag Zollbe­amte und Grenzwächter werden gleichen Job haben erwähnt hatten, nähern sich mit der neuen Organisation die beiden Berufsbilder an. Wobei viele erst jetzt bemerken, dass das neue Berufsbild mit dem Studiengang Fachspe­zia­list Zoll- und Grenzsi­cher­heit viel mehr mit dem alten Grenzwächter zu tun hat wie mit dem Zollbeamten.

Für zahlreiche der Betroffenen ist dieser Umbauprozess eine grosse Belastung. Das SRF hat sich im Rahmen der Sendung Echo der Zeit diesem Thema angenommen und dafür Interviews mit zwei Zollbeamtinnen im Tessin geführt:

  • Anna (anonymisiert), die schon 20 Jahre für die Zollverwaltung arbeitet, bricht während des Interviews in Tränen aus, da sie die grosse Unsicherheit fertig mache. Gegen aussen erscheine alles bestens, doch die Fragen des Personals werden intern nicht beantwortet. Auch erwähnt sie, dass sie nicht gegen die Reorganisation ist, sondern gegen die Art und Weise, wie sie vonstattengeht. Seit anfangs Jahr muss die ehemalige Zollbeamtin im Büro eine Uniform tragen und wenn sie es zwecks Kontrolle verlässt, eine schusssichere Weste. Ihr wurde aufgetragen, dass sie immer mehr Zeit «draussen» verbringen wird anstatt wie bisher vor dem Computer. Dort soll sie Aufgaben übernehmen wie Personen- und Ladungskontrollen, obwohl sie dafür noch gar nicht ausgebildet ist. Sie absolviert zwar zurzeit einen Selbstverteidigungskurs und lernt, mit Handschellen und Pfefferspray umzugehen. So wie alle ehemaligen «Zöllner», die jünger als 55 Jahre sind.
  • Serena (ebenfalls anonymisiert) ist eine Kollegin, die noch länger (25 Jahre) bei der Zollverwaltung arbeitet und frustriert ist über die Art und Weise, wie die Verwaltung mit ihr umgeht und den Umbauprozess vorantreibt. Durch die Restrukturierung verändern sich auch die Funktionen und sie musste sich neu bewerben, ohne die neuen Lohnklassen zu kennen. Nun stellt sie fest, dass sie 1000 Franken weniger pro Monat verdienen wird. Dies, obwohl sie immer gute Qualifikationen erhielt.

Gemäss lokalem Sprecher der Gewerkschaft Garanto sei die Stimmung im Tessin ganz besonders schlecht. Denn im südlichen Teil der Schweiz ist es schwieriger, einen anderen Job zu finden als im Rest des Landes. So verharren die Betroffenen und akzeptieren die Einbussen. Aber auch im Norden der Schweiz ist die Stimmung bei den Zöllnern auf Nachfrage nicht wirklich besser. Trotzdem kommt es nicht zu einer grösseren Kündigungswelle.

Auf Anfrage des SRF beschwichtigt die BAZG-Pressestelle die Vorwürfe und verweist auf die Tatsache, dass die Fluktuation nach wie vor um die 2 % beträgt. Zudem legt sie Wert auf die Feststellung, dass die Verwaltung stets «fair und transparent» agiere und es auch viele zufriedene Mitarbeiter gäbe.

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