Nun braucht die Welthan­dels­or­ga­ni­sa­tion (WTO) auch noch einen neuen Chef

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23.05.2020 von Markus Eberhard
Erdkugel, um die Warenströme flitzen

Die Welthandelsorganisation WTO steckt bekanntlich in einer tiefen Krise. Wir hatten dies schon in diesem Beitrag von 2019 beleuchtet: Der Welthandelsorganisation WTO ist an ihrem 25. Jahrestag nicht zum Feiern zumute. Und während diesen schwierigen Zeiten braucht sie nach dem überraschenden Rücktritt des bisherigen Generaldirektors Roberto Azevedo auch noch einen neuen Chef.
Dabei wäre die 1995 gegründete WTO mit Sitz in Genf eigentlich eine Erfolgsgeschichte, denn die kontinuierliche Senkung von Zöllen (Art. II GATT) war über die letzten Jahrzehnte sicher ein Treiber der bis 2019 stetig prosperierenden Weltwirtschaft. Doch seit dem Scheitern der Doha-Runde im Jahre 2016 hat die Organisation Probleme und kommt nicht mehr vom Fleck. Dazu kommt der wieder auferstandene Protektionismus und die Zweifel, ob die Globalisierung wirklich so sinnvoll und erstrebenswert sei. Selbst als manche Staaten in den vergangenen Wochen Handelsrestriktionen für Medizinalgüter einführten, blieb die WTO blass, obwohl das eine ihrer Kernkompetenzen sein sollte.
Und nun hat überraschend der bisherige WTO-Generalsekretär Roberto Azevedo in der vergangenen Woche seinen vorzeitigen Rücktritt angekündigt. Der 62-jährige Brasilianer, der die Geschicke der Genfer Institution seit 2013 leitet, legt sein Amt auf Ende August nieder – ein Jahr bevor seine Amtszeit offiziell zu Ende ist. Genannt wurden persönliche Gründe. Was auch immer seine Beweggründe waren, der Zeitpunkt des Rücktritts ist sehr unglücklich: Die WTO ist in der Krise ohne Führung.

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