BAZG trennt sich per sofort von seinem Direktor Christian Bock

Der Bundesrat hat über die «einvernehmliche Aufhebung des Arbeitsverhältnisses» per sofort informiert

Allgemein
11.05.2023 von Markus Eberhard
ein Bild des Gebäudes des Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG)

Mit diesem Beitrag endet das Thema, über das ich in den letzten Jahren wohl am meisten geschrieben habe: Die Person von Christian Bock, der seit 2016 Direktor des BAZG (Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit) (früher Eidgenössische Zollverwaltung EZV) war. Am 10.05.2023 informierte der Bundesrat, dass seine Chefin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Bock sich per sofort trennen werden.

Der Bundesrat hat die Suche nach einer Nachfolge umgehend eingeleitet und mit Bock’s Stellvertreterin Isabelle Emmenegger eine Übergangsdirektorin eingesetzt. Als langjähriger Beobachter, der sich seit bald 30 Jahren mit der Schweizer Zollbehörde auseinandersetzt und fast täglich mit Mitarbeitenden davon zu tun hat, gibt es wohl nicht den alles entscheidenden Grund für die «einvernehmliche Aufhebung des Arbeitsverhältnisses», wie es der Bundesrat in seiner Pressemitteilung nennt. Ich habe mich ohnehin gewundert, dass man nach dem konkordanten und sehr angenehmen ehemaligen Direktor Rudolf Dietrich eine Person ins Amt berief, die an der Vorgängerstelle beim Metas schon aneckte. Als Christian Bock dort Direktor war und die Lage immer schlimmer wurde, stellte Nationalrat Gerhard Pfister (ZG), heute Präsident der Mitte-Partei, dem Bundesrat «Fragen zu Personalmutationen und Arbeitsklima» im Messamt. Kurz danach wurde Bock vom damaligen Finanzminister Ueli Maurer zum Direktor der damaligen EZV berufen.

Im 2019 begann es dann mit der öffentlichen Kritik am Umgangs- und Führungsstil von Christian Bock beim Zoll: So forderte er 2019 in einem Schreiben an die Belegschaft «meh Dräck». Das eskalierte immer mehr und führte im 2021 zur beispiellosen Serie von Artikeln der CH Media-Gruppe über Bock, die wir in diesem Beitrag zusammengefasst hatten: Massive Kritik an der Person von Christian Bock, Direktor des Bundes­amts für Zoll und Grenzsi­cher­heit (BAZG).

Spätestens von diesem Zeitpunkt an hatte er viele der rund 4500 Mitarbeitenden der Zollbehörde gegen sich. Was natürlich fatal war, denn Bock hatte den Auftrag, die ehemalige EZV mittels des Projektes DaziT zu reorganisieren. Insbesondere sein Entscheid, die bisherigen zwei Berufsbilder zusammenzulegen, kam gar nicht gut an: Aufstand bei Zöllnern wegen Zusammen­le­gung der Berufsbilder?

Den letzten Bock schoss er dann mit dem neuen Zollgesetz ab, für das er eine selten gesehene Ladung an Kritik in den letzten Monaten einstecken musste, als der Bundesrat das von seinem Amt überarbeitete Zollgesetz in die parlamentarische Beratung schickte. Vor allem die Kantone waren komplett dagegen, wie wir hier berichtet haben: Scharfe Kritik der Kantone am neuen Zollgesetz. Der bis 31.12.2022 amtierende Finanzminister Ueli Maurer stand jedoch stets hinter Bock. Erst mit der neuen Finanzministerin Karin Keller-Sutter kam Bewegung rein, weil sie das Zollgesetz unbedingt retten wollte. Denn ohne Gesetzesgrundlage können auch die nächsten Phasen des neuen Zollsystems Passar nicht realisiert werden. Das schaffte sie anscheinend auch, indem sie den früheren Nationalrat und Aargauer Regierungsrat der SP, Urs Hofmann, als Mediator einsetzte. Nun scheint das neue Zollgesetz mehrheitsfähig zu sein.

Ob die Einblicke, die Herr Hofmann in diesen Monaten durch seine Tätigkeiten gewonnen hat, dazu geführt haben, dass die Finanzministerien die Trennung angestrebt hat oder nicht, bleibt unklar. Es ist offiziell nicht bekannt, ob Keller-Sutter oder Bock die treibende Kraft hinter der Trennung ist. Denkbar ist neben einer Entlassung, dass Bock sich zu einem Stellenwechsel entschieden hat. Denn das Grossprojekt der Zollgesetzesrevision hat – dank fremder Hilfe von Hofmann zwar – noch eine Chance. Ein Sprecher des Finanzdepartements kommentierte auf Nachfrage weder diese Angelegenheit noch die Kritik am ehemaligen Zollchef. Bock selbst stand für eine Stellungnahme für die Medien nicht zur Verfügung.

Für uns hinterlässt das Ganze ein ungutes Gefühl, denn in rund drei Wochen soll ja bereits die Version 1.0 des neuen Verzollungssystems Passar für Spediteure live gehen. Unsere Skepsis, ob die Termine im Hinblick auf die Ablösung von e-dec Export gehalten werden können, wird auf jeden Fall noch grösser!

Quellenangaben